Wie viel Technik ist zu viel für den Camino, welche Geräte und Gadgets nehmen Pilger mit auf den Jakobsweg? Was ist sinnfrei und vor allem: was nehme ich selbst mit und worauf möchte ich auf keinen Fall verzichten?
Dies ist mit Sicherheit ein Post, der für Diskussionen sorgen wird – zumindest bei einigen Lesern und Pilgern, die meine Einstellung zu diesem Thema nicht nachvollziehen können. Manch einer ist trotz eigener Bekundungen nämlich gar nicht auf der Spur, andere Ansichten so zu akzeptieren, wie er es für seine eigene Meinung verlangt. Gerade das Thema um die Technik im Camino-Rucksack wird mehr als nur kontrovers in Foren und auf Facebook diskutiert. Nicht, weil freundlich und produktiv darüber gesprochen wird, sondern weil einige Diskussionsteilnehmer die Weisheit für sich gepachtet haben und meinen, ihre Meinung jedem einzigen aufdrängen zu müssen. Ich habe auf dem Camino einiges an Technik gesehen – von Pilgern mit hochwertigen DSLR-Kameras über GPS-Geräte bis hin zu Netbooks und Tablets. Jedes Gerät hat sicherlich seine Berechtigung und jeder muss für sich selbst entscheiden, wie wichtig ihm das Mehrgewicht ist.
Weniger ist
meistens mehr
Für mich ist der Camino seit dem ersten Schritt sehr wohl eine Reise zu mir selbst und ein Erlebnis der besonderen Art. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der “reduzierte Hausstand” den Alltag vereinfacht und die Sichtweise auf Notwendiges und Überflüssiges vollkommen neu ausrichtet. Man achtet ungemein auf die wenigen Dinge, die man tagtäglich in seinen Rucksack räumt und es schmerzt fast schon, wenn eines davon verloren geht. Mir ging es auf meinem Weg im Jahr 2010 so, als mein Buff-Tuch während der Wäsche in Triacastela nicht wieder zu mir zurück fand. Ein kleines Accessoire, das ersetzt werden kann, mir aber auf dem Weg schnell gefehlt hat, da ich es wirklich gebraucht habe. Nach nur wenigen Tagen und dem absichtlichen Aussortieren von Überflüssigem gehören die noch vorhandenen Dinge zum wichtigsten Eigentum für diesen Moment. Und die hütet man wie seinen Augapfel!
Kennt ihr schon meine Info-Beiträge zur Camino-Vorbereitung?
Das ständige Reduzieren des Gepäcks und die fortwährende Optimierung des Rucksackgewichts verlangt, dass wirklich nur die notwendigsten Dinge mitgenommen werden – und das ist im Grunde nicht viel. Meine Gedanken zur allgemeinen Ausrüstung hatte ich ja schon mit euch geteilt, wie verhält es sich aber mit den sogenannten Luxuxgütern? Mit den Dingen, die man nicht wirklich mitnehmen muss und die bei jedem Pilger anders aussehen, an denen aber sein Herz hängt und die für ihn dabei zu haben enorm wichtig ist.
Das iPhone
Für mich ist es auf jeden Fall die Technik, allerdings keineswegs weil ich ein Nerd oder süchtig danach bin. Mein iPhone kommt mit, da ich erreichbar sein und im Fall der Fälle auch telefonieren möchte. Meiner Familie ist auch nach drei Caminos nicht ganz so wohl mit dem Gedanken, dass ich alleine auf den Weg starte. Da helfen auch alle Argumente nicht, dass ich mir heute schon sicher bin, in den ersten 24 Stunden tolle Menschen für die übrige Zeit kennenzulernen und damit auch nicht ganz allein zu sein. Dank Ortungsfunktion können die wichtigsten Menschen meine Strecke verfolgen und sehen dank Datenflat im Ausland auch immer, wo ich gerade bin. Das iPhone ist aber natürlich nicht nur das Werkzeug zum Telefonieren, sondern auch, um unter anderem dieses Medium hier inhaltlich füllen zu können.
Dieses Blog habe ich 2010 vor meinem ersten Camino ins Leben gerufen, um meinen Eltern, aber auch allen Freunden und sonstigen Interessierten zu zeigen, wo ich bin, was ich mache, ihnen aber auch ein Stückchen Sicherheit zu geben, dass es mir gut geht und ich nicht gemopst werde. In den Folgejahren habe ich über weitere Wege berichtet, doch hat diese Seite auch eine Veränderung inhaltlicher Natur in Richtung kuinarischer Reisen durch meine Küche und den Ruhrpott erfahren. In diesem Jahr wird das Blog endlich wieder seinem Namen gerecht.
Ich werde wieder (so oft es geht) von unterwegs berichten, euch alle daran teilhaben lassen, es aber eben auch als eine Art virtuelles Tagebuch nutzen und damit viele neue Erinnerungen festhalten. Um das zu gewährleisten, braucht es eigentlich kein Smartphone: auf dem Camino 2010 habe ich die Computer in den Herbergen genutzt, auch wenn manch einer nicht wirklich den Anschein erweckte, als wäre er schon einmal mit dem Internet verbunden gewesen. An manchen Tagen und in einigen Orten gab es nur Floppy-Laufwerke, allerdings keinen USB-Port, um Bilder von der SD-Karte zu überspielen und einige Computer waren so mit Viren verseucht, dass Mitpilger alle Fotos verloren haben. Den Camino 2011 habe auf meinem ollen Nokia-Handy getippt und diesmal ist es eben das iPhone. Meine Berichte sind schon im Vorfeld nicht kurz und auch das Live-Blog will mit vielen Worten gespickt werden – da macht das Tippen auf dem kleinen Display einfach keinen Spaß. Das iPad Mini mitzunehmen finde ich nun etwas übertrieben – trotz der Größe ist das Gewicht nicht ohne, aber auch ist es mir dann doch ein bißchen zu wertvoll. Gelegenheit macht Diebe und so – ich glaube an die Sicherheit auf dem Camino, aber provozieren muss man es auch nicht.
Die Bluetooth-Tastatur
Also habe ich mir eine Bluetooth Tastatur zugelegt, auf der ich auch gerade diesen Beitrag schreibe, um sie auszutesten. Unwahrscheinlich leicht, dünn und robust ist die Logitech Keys-To-Go* und großartig darauf tippen lässt es sich auch, wie ich eben jetzt gerade feststelle. Nein, ich werde nicht dafür bezahlt, das zu schreiben, ich bin nur gerade schwer begeistert. Mehrgewicht ist Mehrgewicht – aber 180g extra lassen sich jetzt schon verkraften. Muss das wirklich sein, eine Tastatur? Ich höre es schon in den Ohren klingeln…
Ja! Ich finde es unheimlich praktisch – und um hier ordentliche Beiträge zu veröffentlichen, nehme ich das in Kauf. An diesem Blog hängt mein Herz, es ist allerdings mehr als nur ein Hobby mittlerweile und daher schreibe ich Qualität hier groß. Diese hübsche kleine Tastatur hält auch mal was aus, lässt sich abwischen und ist leichter als alles andere auf dem Markt, das auch gute Bewertungen vorweisen kann. Und so kamen die Geburtstags-Amazon-Gutscheine zu einem wunderbaren Einsatz!
Die Digitalkamera und die Powerbank
Mit dem iPhone kann ich zwar hübsche Bilder machen, allerdings ist der Speicher leider zu klein und da ich super gerne knipse, wandert auch die Digitalkamera* in den Rucksack. Für hübsche Erinnerungen ist mir auch das eindeutig wert. Starke Akkus und ein leichtes Ladegerät gehören dann unweigerlich dazu. Bisher hatte ich nie Proleme, eine Steckdose zu finden – entweder gab es in der Herberge, im besten Fall sogar direkt am Bett eine, wenn nicht konnte ich immer in einer Bar laden. Zur Sicherheit wandert aber noch die EasyAcc 10.000mAh Powerbank* mit auf den Camino – damit kann ich im Notfall das Handy laden und bin einfach auf der sicheren Seite und bei dem Preis muss man für ne 10.000er Powerbank auch nicht lange nachdenken. Dazu gehört sie auch eher zu den “Leichtgewichten” dieser Produktsparte.
Jahahaaaaaa, um auf 6kg im Rucksack zu kommen, darf solches Zeug nicht mitkommen. Ich muss aber nicht vollkommen reduzieren und verzichten. Muss ich wirklich nicht. Will ich auch nicht. Es ist hier so, wie ich es immer predige: Jeder soll seinen Camino so laufen, wie es für ihn richtig ist. Und das sollten alle anderen akzeptieren, nicht verurteilen oder mit ihrer ich-weiß-es-am-allerbesten-Meinung bewerten.
Mir ist es das wert.
Zack!