Lediglich drei Monate hatte es nach der Rückkehr von meinem Camino 2010 gedauert, bis der nächste schon in Planung stand. Das Ankommen im echten Leben, im Alltag, gestaltete sich als äußerst schwierig und langwierig – die Reiseführer und Pilgerberichte bereiten einen ideal auf den Weg, die einzelnen Etappen und zum Teil auch auf die Erfahrungen und Gefühle vor, auf das Ankommen danach aber so gar nicht. Ich habe sehr schwer wieder in mein Leben finden können, habe mich regelrecht verloren gefühlt. Ich hatte so viel zu erzählen und hatte doch niemanden, der verstehen konnte, was da in mir vorging. Freunde und Familie waren gespannt auf meine Erzählungen und Berichte und waren auch allesamt sichtlich angetan davon. Aber richtig verstehen konnte das ja doch niemand, der es nicht selbst erlebt hat. Bilder ansehen, Geschichten und Anekdoten anhören und toll finden – ja. Aber mich verstehen? Nein.
Umso schöner fand ich, dass zwei wunderbare Freunde Feuer und Flamme waren, mit mir und André, dem Franzosen meines ersten Caminos, im Jahr 2011 (wieder) den Camino mit mir zu gehen. Da ich 2010 auf die Pyrenäen-Strecke aus Respekt und auch ein wenig aus Furcht verzichtet hatte, sollte diese nun 2011 der Ausgangspunkt sein. So begaben sich die drei deutschen Freunde mit dem Auto nach Westfrankreich, um Zwischenstopp bei André zu machen und am nächsten Tag weiter nach St. Jean Pied de Port zu fahren.
Der erste Wandertag war ebenso spektakulär wie anstrengend, aber der Ausblick und die tolle Erfahrung, die Pyrenäen gemeistert zu haben, entschädigte für jeden Schmerz Und alles Hadern. Rückblickend muss ich sagen, dass die Entscheidung, den Camino Francés im Monat Juni zu bestreiten, nicht ganz glücklich war – Temperaturen zwischen 30 und 40 °C mit Maximaltemperaturen von 43 °C in Burgos waren doch heftig, zumal die gewählte Strecke viele Etappen ohne Schatten bereit hielt. Trotz allem war dieser Camino 2011 eine weitere wunderbare Erfahrung: es war schön, den Weg durch das Baskenland und die Rioja in einer anderen Jahreszeit zu erleben. Es war großartig, wieder mit André und zwei wunderbaren Herzensmenschen zu laufen und damit auch Personen aus meinem direkten persönlichen Umfeld den Zauber des Caminos ein bißchen erleben zu sehen.
Es war großartig, wieder zurück zu sein.