Nach einer fantastischen Massage durch eine bezaubernde Person wurde uns ein äußerst nettes Abendessen auf Spendenbasis kredenzt, der beigefügte und anschließend weiter genossene Wein war ein äußert toller. Im Garten am Pool haben wir einen sehr schönen Abend ausklingen lassen und konnten uns dank eines 6er-Zimmers, das wir uns nur mit einem weiteren Franzosen geteilt haben, einer angenehmen Nacht erfreuen.
Am nächsten Morgen, nach einem wieder einmal typisch spanischen Frühstück habe ich meinen Geheimtip von Rafaels Herberge für die kommende Nacht an andere Pilger weitergegeben – ich hatte ja für uns um Vorfeld reserviert, sodass Betten für uns sicher waren. Zu Viert im Halbdunkeln gestartet, und in der ersten knappen Stunde auch 7km hinter uns gebracht, haben wir im ersten Dorf gefrühstückt, Schnabbel wiedergetroffen (habe bisher nicht von ihr berichtet, doch haben sie und Gerd uns desöfteren beschäftigt, aufgeregt und zum Lachen gebracht) und uns selbst durch das Mahl etwas lahm gelegt. Die folgende Strecke verlief etwas zäher, Manu ist irgendwann davon gestratzt, Chris, Andre und ich haben unser Tempo gefunden und kamen doch auch ganz gut voran.
Strategische Pausen wurden eingelegt, die ‘arrived in…’ Bilder kommen ja schließlich nicht von ungefähr. Um die Mittagszeit mussten wir die Montes de Oca erklimmen, um im Anschluss die langweiligste Teilstrecke des mir bekannten Caminos zu bewältigen. Diese knapp 10km lange Brandschneise bis nach San Juan de Ortega ist sowas von blöd zu laufen. Im vergangenen Jahr bin ich sie schmerzerfüllt, vor Kälte bibbernd, laut mit mir selbst sprechend und fluchend entlang gelaufen. Dieses Jahr sind wir sie zu Dritt schmerzerfüllt, schwitzend und fluchend gelaufen, diesen nicht endend wollenden Weg ohne Abwechslung, mit schrecklichem Untergrund und mit miesen Voraussetzungen für Knie und Fuß. Die Temperatur hatte mittlerweile auch ganz schön angezogen, doch endlich kam San Juan in Sicht, wo sich Manu schon in der Sonne räkelte und auch Schnabbel schon eingetroffen war.
Isotonische Getränke bauten uns allerdings wieder auf, um die endlich wieder schöne Strecke und somit die letzten 3km bis Ages zu tapern.
Dort angekommen, wurde ich von den beiden Hospitaleras herzlich begrüßt, zumal sie mich tatsächlich aus dem letzten Jahr wieder erkannten. Leider war Rafael wirklich nicht da, ihm scheint es gerade sehr dreckig zu gehen, was mir furchtbar leid tut, da ich ihn auch nicht auf seinem Handy erreiche. Unsere reservierten Betten stellten sich (vielleicht auch als Freunde des Hauses) als 4er-Zimmer heraus mit einem Bad, das nur durch zwei weitere Personen genutzt wurde und an Größe und Komfort alles bisherige hat karg aussehen lassen. Das semi-frisch-gezapfte isotonische Getränk kam dann äußerst gut an, unterstrichen durch dazu gekauften Ziegenkäse und Iberico-Wurst. Die Hospitalera setzte sich zu uns, fing schnell an, Andre mit Äpfeln und Käse zu füttern – die Stimmung konnte nicht besser sein!
Da wir uns aber ja irgendwie immer noch in einer Weinregion befanden, wurde das isotonische Getränk schnell beiseite gestellt und gegen ziemlich tollen Rioja getauscht. Tom aus Seattle und sein Sohn Jacob, Jan aus den Niederlanden und ein weiterer Franzose, dessen Namen wir bis heute nicht wissen, wurden an unseren Tisch gezogen, der sich in dieser Formation nach einem guten, aber sehr sättigenden Menü mit diversen Flaschen Wein auch erst gegen 11 Uhr auflöste. Ein Abend ohne Schnabbel, mit tollen, in sich ruhenden, interessanten und spannenden Menschen, wie er so nur auf dem Camino stattfinden kann.
Liebste Grüße an alle geliebten Menschen!