Der Weingenuss vom Vorabend hat bei allen Beteiligten ein paar Spuren hinterlassen, Manu ist dennoch eine Stunde vor uns gestartet, um der angekündigten Hitze zu entgehen. Wir drei haben uns im ersten Dorf, in dem uns Schnabbel schon auf der Straße begegnete, erst einmal einen Kaffee mit frischem Brot/Croissant und frisch gepresstem Orangensaft gegönnt, bevor es richtig los ging.
Diesmal war unser Tempo auch nicht dem Essen angepasst, wir kamen gut voran, haben die Steigung, die durch Geröll und somit nicht viel Halt, sehr gut gemeistert, um nach dem Abstieg und somit schon gegen 10 Uhr eine Pause einzulegen, in der uns wieder unsere Lieblings-Schnabbel, aber eben auch die Amis und der Niederländer begegneten. Das Hallo war groß, zumal auch auf diesem Tisch schon die ersten Lemon-Isodrinks standen!
Der weitere Weg führte uns am Flughafen von Burgos vorbei, hinein in die Vororte und Industriegebiete der Großstadt. Schon hier waren wir ansatzweise überfordert mit Größe, Menschen und Geruch, doch es sollte noch schlimmer werden. Die kleinen Dörfer auf dem Camino liegen mir einfach mehr, und meinen Begleitern scheint es da sehr ähnlich zu gehen.
Die übrigen 7 km ins Stadtzentrum wollten wir etwas ausgeruht in Angriff nehmen, doch waren diese härter als alles andere dieses Tages. Die letzten 4km sind wir nur am Fluß Richtung Kathedrale gegangen, wo ja unsere Herberge war. Wir verließen den offziellen Weg, da die Einheimischen uns den genannten empfahlen, und es so von der Richtung ja auch stimmte. Doch 4km in der über 30 Grad heißen Mittagssonne, auf Asphalt und Bürgersteigen, Bordsteine hinauf und hinunter, mit Schmerzen überall und keine Kathedrale in Sicht – das zermürbt.
Endlich konnten wir weg von der Promenade, abbiegen ins Zentrum, auf die Herberge zu. Und dann tauchen Hello Kitty-Luftballons, Clowns, Feststände und Massen an Menschen auf, die auf den ersten Blick ein Bierfest zu feiern scheinen. Sich dort hindurch zuwühlen, wenn einem sowieso schon alles zu viel ist und man sich kaum noch auf den Beinen und in den Wanderschuhen halten kann, macht einfach keinen Spaß. Und dazu wurde es auch noch immer heißer. Die Herberge kam in Sicht, die Türen geöffnet, doch kein Manu weit und breit. Auch eingecheckt hatte er noch nicht, und wir konnten es auch nicht, solange er nicht da war, da uns sonst keine Betten zusammen gegeben würden. Also, Rucksack ab, Hut wieder auf und losgestratzt. Ich habe Chris und Andre zum relaxen zurück gelassen und bin den Jakobsweg einfach rückwärts gegangen – irgendwo hier musste er ja sein. Wenn nicht, würde ich ihn in der Menschenmasse nicht finden. Doch unser Lieblingsaustralier (den wir immer für einen Iren gehalten haben) sagte mir, dass er Manu vor einer Stunde an der ersten Kirche hat sitzen sehen. Nun gut, dann halt noch ein Kilometer mehr für die Tagesstatistik. Zum Glück habe ich ihn an besagtem Platz wirklich entdeckt, sodass wir endlich unter die Dusche konnten.
Erschöpft, aber durstig und hungrig haben wir uns aufgemacht, eine nette Lokalität auszumachen, wo man beide, oder wenigstens das erste Problem lösen konnte. Das klappte ganz gut, doch die Hitze wurde echt fies. Die gesamte Stadt feierte, machte Siesta, feierte anschließend weiter, wovon sich die meisten Deutschen eine Scheibe abschneiden könnten. Aber dazu später mehr.
Nach dem Auffüllen des körpereigenen Isohaushaltes und einer Sangria-Verkostung haben wir uns am besten Döner seit langem laben können. Exakt, was wir benötigt haben! Aber dann war auch Siesta für uns angesagt. Und die wäre beinahe durch gegangen. Doch irgendwann erwacht jedes Dornröschen zum obligatorischen Pilgermenü, das nicht ganz so gut war, aber die Schönheit des Abends nicht schmälerte.
Ein netter Ausklang des letzten Lauftages unseres Caminos.
Liebste Grüße an alle geliebten Menschen.