Kaum zu glauben, aber der Abend nach der kalten Dusche wurde noch unbeschreiblich nett. Ich habe ihn komplett mit Maureen und Richard, dem netten Paar aus London verbracht, ausserdem mit André und René aus Frankreich, Norman aus Kanada und Alessio aus Italien. Es war ein äußerst feuchtfröhlicher Abend, doch so nett, wie ich es mir das ganze Jahr vorgestellt und die vergangenen Tage gewünscht habe. Eine Gemeinsamkeit haben wir alle, denn wir sind den Tag über alle die gleiche Strecke gelaufen, haben ähnliche Kämpfe ausgetragen und nahezu Identisches erlebt.
Das schweißt so unglaublich zusammen, dass es fast schon rührend ist. Jede Menge Wein, endlich einmal ein wunderbares Pilgermenü (mal abgesehen von der Ente in Puente la Reina) und so wunderbar liebe Menschen.
Ich bin am nächsten Morgen wahrscheinlich als erste aus Belorado gestartet, mit Pilgerstab und Taschenlampe in der Hand und habe es vollends genossen, alleine unterwegs zu sein. Die absolute Stille war ergreifend, keine Fußspuren im Schlamm vor mir, der Sonnenaufgang ganz für mich alleine. Im nächsten Dorf haben wir uns natürlich, wie von Zauberhand gesteuert, zum Kaffee trinken alle wieder getroffen, sind nach dem Getränk aber wieder jeder für sich auseinander gegangen. Jeder von uns geht sein eigenes Tempo, seinen eigenen Weg und doch finden wir am Ende des Tages alle wieder zusammen. Das ist ein so tolles Gefühl, der Einsamkeit aber doch der Gemeinsamkeit.
Der Tag war ein ganz wundervoller so alleine, bis auf das letzte Stück des Weges hat es nicht geregnet, ich habe wirklich absolute Stille erlebt, Herausforderungen und bequeme Wege und hatte ein ausgezeichnetes Frühstück auf einem Kirchen-Vorplatz.
Nur das Teilstück der Brandschneise vor San Juan de Ortega war mehr als langweilig. Knapp 5 km hing es nur gerade dahin, keine einzige Abwechslung. In San Juan habe ich dann noch eine kleine Pause eingelegt, Rafael (einer der Spanier, mit dem L und ich gelaufen sind) hatte mir gesagt, ich soll ihn anrufen, wenn ich da bin, auf dass er mich abholt – doch ich habe auch die letzten 3.7 km hinter mich gebracht, dann zwar im Regen, doch es war eine echt schöne Strecke.
Ich war die Erste in seiner Herberge, wurde sehr herzlich begrüßt und auch schnell mit Bier versorgt und habe mich nach einer tollen heüen Dusche schnell wohl gefuehlt. Schnell trafen auch bekannte Gesichter ein, doch André und Alessio, für die ich sogar eine Botschaft auf dem Weg hinterlassen habe, kamen und kamen nicht. Ich habe dann von Maureen und Richard erfahren, dass die beiden sich verlaufen und 10 km extra gegangen sind.
Heute morgen bin ich recht früh abgehauen, diesmal aber nach einem ausgiebigen spanischen Frühstück (Kekse und Kaffee) und habe den wohl schönsten Tag bisher erlebt. Der Weg wurde mir kurzfristig versperrt, doch auch mit diesem Tierchen kam ich schnell klar.
Auf halber Strecke (im ersten Café) habe ich Pause gemacht, und auf einmal trafen alle bekannten und gemochten Gesichter ein. José Manuel, André, Laurent, Alessio und die anderen. Auch diesmal haben sich unsere Wege schnell getrennt, da einfach jeder für sich gehen mag und wir alle so furchtbar unterschiedliche Lauftempi haben.
Nach Burgos hinein gibt es zwei Wege, eine schönen und einen hässlichen. Wir haben uns alle für den Schönen entschieden, bei mir stellte sich aber heraus, dass ich wohl auf dem schönen gestartet und auf dem hässlichen geendet bin. Wie auch immer ich das geschafft habe…
Gerade war ich mit André, Norman, Laurent und Patrick die Stadt erkunden, “leider” wurden daraus schnell 4 Gläser Wein und es stellte sich heraus, dass André Mathe-Lehrer war. Hat ihn dann schnell in meiner Meinung fallen lassen. 😉
Ich werde gleich ein ausgezeichnetes letztes Essen mir den Franzosen, Kanadiern und dem Italienier haben und morgen in den Bus nach Léon steigen, mir die Stadt ansehen und dann weiter nach Astorga fahren. Von dort geht es dann am Mittwoch weiter.
Ich hab euch alle lieb.
Immer den Pfeilen nach
Im Übrigen ist es seit gestern schweinekalt, tagsüber hatten wir heute 9 Grad trotz Sonne… Handschuhe, Schal und Mütze sind Pflicht!
weiter so! ich wünsche dir gute erholung auf der busstrecke!
Jaja, immer den Pfeilen nach – geradeaus Richtung Himmel *g*
Weiter so!
Ola ! Die Halbzeit naht und die Busfahrt hast Du Dir mehr als redlich verdient. Nach diesem Tag werden die bevorstehenden Berge ihr fieses Image abgelegt haben. Besinne Dich nur auf die Schönheit der Natur und Deiner persönl. Umgebung und Du wirst sovieles leichter bewältigen. Das sollte der Unterschied zum Alltag sein. Laufe und Kämpfe für Dein Ziel – Dein ganz persönliches Ziel, dem Du mit jedem Schritt näher kommst. Dem Pfeil nach, der Nase oder ganz einfach ans Ende Welt. Du hast Dir heute schon sehr viel Respekt verdient. Du schaffst es!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! M +D
Na klar schaff ich das!
Hallo du Liebe,
bin gestern auf deinen wundervollen Blog gestoßen und habe bereits den größten Teil deiner Berichte gelesen. Ich liebe deine humorvolle Art zu schreiben! Die Menschen an deinem persönlichen Camino teilhaben zu lassen, ist ein kostbares Geschenk – und ich danke dir von Herzen dafür!
Fühl dich begleitet und gestärkt von all den Menschen, die du durch deinen Blog mit auf den Camino nimmst…
Ultreia, Denise!!
Anna (die den Camino francés im April 2011 mit ihrem Lebensgefährten pilgern wird)
Liebe, Du befindest Dich schon auf dem Camino!!! Viel Freude euch und danke fuers Lesen und Kommentieren!