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7. & 8. Tag laufend – Logroño & Nájerra

Logrono

Knapp 60km in 2 Tagen… so fühle ich mich nun auch. Gestern ging es nach Logroño, noch mit Rafael, Alberto und L und abermals war ich die Einzige mit Gepäck. Die Strecke war echt toll, wir haben einen wundervollen Sonnenaufgang erlebt und konnten die Grenze von Navarra in die Rioja überqueren. Der Weg war schön, ging über Felder und durch kleine Wäldchen und verlaufen haben wir uns noch dazu, wobei wir nur leichfüßig und elfengleich wie wir sind, über die Leitplanke hüpfen mussten, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen.

Der Tag war sehr emotional für mich, ich habe an meine Familie und Freunde denken müssen und wurde am Abend dann noch von so lieben Kommentaren und Nachrichten von ihnen beschenkt. Ich danke euch so sehr für die lieben Worte – es bedeutet mir echt viel, etwas von euch zu lesen!

In Logroño angekommen musste ich mich abermals als Reiseführerin ausgeben, um den Weg zu meiner Herberge zu finden, wohin auch die Rucksäcke der Herren geliefert wurden.

Rafael und Alberto haben nur kurz geduscht und sich dann auf den Weg nach Hause gemacht, L ist direkt in ein Hotel gezogen, da er sich das Herbergen-Dasein nicht mehr antun wollte. Die Hospitalera war sehr lieb, sie konnte Deutsch, die Herberge war sauber, nur waren das Wasser der Duschen eher kalt als heiß. Sie wunderte sich, weshalb nur so wenige Deutsche in ihr Haus finden, ich habe ihr dann mal verschwiegen, dass die neuste Ausgabe des deutschen Reiseführers sie nicht gerade in den höchsten Tönen lobt, und sie auch erst in dieser, im Mai erschienen Ausgabe, zu finden ist. Werde den Autor mal anschreiben müssen, um das aufzuklären. In der Herberge gab es leider nur WIFI, sodass ich nur die Kommentare und emails checken konnte, mein Handy mich aber keinen neuen Blog-Eintrag hat schreiben lassen.

Nach einer Dusche und einer kurzen Ruhepause bin ich dann in die Stadt gezogen, um für den kommenden Tag einzukaufen und L noch einmal zu sehen. Die Verabschiedung war eher… naja, aber egal. Ich bin dann nach zwei Gläsern überaus günstigem Rioja Wein ins Bett gefallen und habe dank der nur sechs anwesenden Menschen in einem Schlafsaal für 30 wunderbar durchgeschlafen.

Heute morgen bin ich  dann noch im Dunkeln los, wobei die ersten 1 1/2 Stunden noch komplett vom Stadtzentrum Logroños geprägt waren und es danach auch noch lange durch ein sehr schönes Nah-Erhohlungsgebiet ging.

Am Ende des Parks schlängelte sich der Weg eine Weile an einer Autobahn entlang. Keine Sorge, Mama, ein Zaun und etwa 100 m waren dazwischen. In diesen Zaun haben Pilger Unmengen an Kreuzen aus Gräsern, Holz und so viel anderen Materialien geflochten. Ich wusste, dass diese Stelle heute auf mich zukommen würde, ich habe sogar schon Bilder davon im Internet gesehen, aber als ich dann davor stand, hat mich das ehrlich überwältigt. Diese Menschen gehen diesen Weg mit mir oder sind ihn gegangen. Mit diesen Menschen möchte ich diesen Weg gehen!

In Navarrete bin ich auf zwei amerikanische Pilgerinnen gestoßen, die ich die vergangenen Tage immer mal wieder gesehen haben. Eine fragte direkt: “Are you Denise?” –  Die anderen Amerikanerinnen/Kanadierinnen, mit denen ich schon in Estella zu tun hatte, fragten wohl am Morgen, ob die beiden mich gesehen hätten. Das fand ich so überaus süß, dass man schon nach mir fragt… Wobei die zweite Frage war, ob ich nun alleine unterwegs sei und auf die Antwort ein erleichtertet Seufzer folgte.

Nun ja, ich bin dann noch bis Ventosa gelaufen und habe mir dort überlegt, die übrigen 10 km bis Nájerra auch noch zu stemmen, da ich gerne in diese Stadt wollte und so für morgen einen tolleren Ausgangspunkt habe. Auf diesen letzten 10km bin ich an Steinmännchen vorbeigelaufen, die Hape in seinem Buch beschrieben hat. Musste an ihn denken und hatte ähnliche Gedanken wie bei den Kreuzen zuvor. Diese lebendigen Handlungen auf diesem alten Weg sind irgendwie bewegend.

Nun schlafe ich mit neun anderen Leuten in einer kleinen privaten Herberge, habe sogar ein Internet-Café gefunden, doch ist es mir, warum auch immer, nicht möglich, Videos hochzuladen. Drückt mir die Daumen, dass morgen der Hahn in Santo Domingo in der Kirche kräht, wenn ich rein gehe – das soll Glück fuer den Weg bringen!

L hat mir vorhin geschrieben, dass er den Weg komplett abbricht und auch nicht nachkommen wird. Naja, mir solls egal sein. Ich versuche jetz mal meinen Rückflueg zu buchen, machtet joot und denkt an mich!

P.s.: Mama, ich habe in den letzten Tagen ganz ganz oft Deine Stimme im Ohr: “Pass auf, wo Du hintrittst!” 😉

8 Kommentare

  1. Hallo Denise,
    Ich verfolge deinen Blog ganz interessiert. Fast beneide ich dich ein wenig, weil ich nie den Mut für den Weg aufgebracht habe.
    Lass es dir ganz besonders gut gehen, genieße die Einsamkeit, aber auch die Bekanntschaften die der Weg mit sich bringt!
    Und schreib bitte weiterhin so tolle Beiträge! So lässt du uns alle ein Stückchen mit dir gehen. Ich freu mich schon auf jeden einzelnen und danke dir sehr dafür!
    Ganz liebe Grüße aus Graz
    Edith

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  2. hi meine liebe,
    dein blog gehört ja nun jeden abend zu meiner check list… hab vielen dank für deine berichte.
    ich bin so froh, das es dir gut geht. ich wünsche dir unendlich viel liebes und gutes. möge dein weg dir hold sein. es ist einfach schön, das du uns an deiner reise teilhaben läßt.
    heute musste ich so schmunzeln (dieses “watch your feet!” hatte ich auch immer im ohr auf den cliffwalks in jersey)

    also – alles gute für den weiteren weg
    cih bin in gedanken bei dir
    alles liebe aus berlin
    wünscht nanny

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  3. Hallo Denise
    Dank Shinto´s Eintrag im Forum bin ich nach meiner Rückkehr auf deinen Blog gestoßen.
    Das passt ja wie die berühmte Faust aufs Auge. Habe letzte Woche meinen Camino in Logrono beendet und nun lese ich, dass du gerade dort durchgelaufen bist.. Habe gerade gedanklich den Staffelstab an dich weitergereicht damit du ihn nach Santiago bringst. Ich finde das toll, dass ich meinen Weg mit dir hier im Blog praktisch noch weitergehen kann.
    Ich wünsche dir eine tolle Zeit auf dem Sternenweg mit vielen netten Leuten und hoffentlich auch mit dem einen oder anderen magischen Moment.
    Drücke dir die Daumen, dass ich auf meinem beendeten Weg nicht das ganze gute Wetter verbraucht habe.

    Viele liebe Grüße
    und Buen Camino
    Thomas

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  4. Hallo Denise
    Ich wünsche dir einen schmerzen,regenfreien und sonnigen Weg.
    Werde deinen Bericht verfolgen und schmachten und leiden .
    Buen Camino
    Elisabeth

    (Peregrino-Forum)

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  5. Guten Morgen Denise,

    Du schreibst so schön und wir freuen uns sehr, auf diesem Wege ein wenig teilhaben zu können an so einer spannenden Erfahrung. Ich glaube, wir würden uns selbst nie trauen, es zu versuchen. *schäm* Ich kann da Edith nur zustimmen.

    Passe weiterhin gut auf Dich auf und viele liebe Grüße von Sgail und Elo. *wave*

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  6. Hallo Denise,

    ich habe ganz vergessen zu fragen, wie lange Du eigentlich unterwegs sein wirst. Sicherlich habe ich es irgendwo überlesen. :o(

    Viele liebe Grüße,
    Elo

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