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Tag 10: Hallo 100km-Stein

Nach einer ausgesprochen guten Nacht klingelt der Wecker sehr früh: 5:30 Uhr. Wir möchten der Wärme des Nachmittags entkommen und versuchen so früh wie nur möglich loszukommen. Alles verpacken, Kinder irgendwie wach und angezogen bekommen, eine schnelles Frühstück und wir starten in den ausklingenden Sonnenaufgang. Wir sind zwar nicht die ersten und einzigen, doch gehört uns der kühle Morgen und fasziniert mit spannenden Geräuschen und Gerüchen, die die Mädels sonst nicht kennen.

Die Zahlen auf den Entfernungssteinen werden immer kleiner, die 100km-Marke rückt näher. Ich weiß, er befindet sich an einer anderen Stelle als 2010 – er wurde 2016 ca. 3km Richtung Santiago gerückt, aber entspricht wohl auch heute noch nicht der genauen 100er Stelle. Auf und ab geht es – von wegen nach dem Cruz de Ferro und O‘Cebreiro wird es flach. Aber die Mädels machen gut mit, halten sich daran, bei Auf- und Abstiegen auszusteigen, um den Papa zu entlasten. Der will es aber immer öfter wissen: „ach das geht schon“ oder „so steil ist das jetzt auch nicht“ hört man nun immer öfter. Nicht dass er sich verausgabt….

Als wir am 100km Stein ankommen, müssen wir uns gar nicht anstellen, wie es manche auf Facebook und co gerade weismachen wollen. Keine Ahnung, ob wir gerade vor, nach oder zwischen der großen Pilgerwelle sind, aber für das Ende des Caminos gehts eigentlich noch mit dem Pilgeraufkommen. Da haben wir schlimmeres erwartet. Wir können also in aller Seelenruhe Fotos machen und ziehen sich schnell von Dannen. Die Temperatur steigt und wir lassen einige Bars links liegen – große Pause ist für Portomarin angesagt. Und die gönnen wir uns da auch nach einem noch heftigen Abstieg („geht schon!“) mit Pizza und hochgelegten Füßen. Unser Lauftag endet hier. Wir haben fertig!

Beim Abendessen lernen wir 2 deutsche Damen kennen, die wir noch nie zuvor gesehen haben, sie aber unsere ganze Geschichte schon kennen. Ein Österreicher (Hallo Bernhard!) habe sie ihnen in Sarria erzählt und jetzt seien sie so froh, uns wirklich kennenzulernen. Also Sachen gibts…

Unangenehm wird langsam die Zahl derer, die Fotos von uns machen möchten. Es ist mir unbegreiflich, in welcher Realität man lebt, in der es normal ist, ungefragt Fotos von fremden Menschen – hier kleinen Kindern – zu machen. „No Photos please!“ läuft langsam in Dauerschleife.

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