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Tag 13: Willkommen auf der Pilgerautobahn

Wir sind in den letzten Tagen ausgesprochen gut damit gefahren, schon gegen 7 Uhr die Stadt zu verlassen – noch ein wenig Sonnenaufgang miterleben, dem Erwachen der Vögel zu lauschen und mehr oder weniger alleine auf dem Weg zu sein. Doch heute sollte alles anders werden – das Grauen nimmt seinen Lauf.

Da unser Croozer in Arzúa in der Fahrradgarage der Alberge geparkt war, mussten wir uns von anderen Menschen abgängig machen, wann wir starten können. Das Personal kam erst Punkt 8 Uhr, bis wir alles verstaut haben ziehen wir eine Viertel Stunde später los und können den Anblick gar nicht glauben, der sich da hinter uns bietet. Trauben über Trauben an Menschen, die laberrabarbernd und schnatternd vorantreiben und TokTokTok ihre Wanderstöcke einweihen. Wir haben eine größere Zahl an Menschen ab Sarria erwartet aber gar nicht so wahrgenommen. Jetzt, da wir so spät starten, hängen wir mittendrin und bleiben es auch den ganzen Tag.

Dass sich auf die letzten 100km etwas ändert, war klar: diese sind das Minimum, dass gelaufen werden muss, wenn man die Compostela erhalten will in Santiago: die Urkunde, dass man den Camino gelaufen ist. für viele Menschen ausreichend als „Erlebnis Jakobsweg“, für einige der Einstieg in eine Leidenschaft. Auf jeden Fall aber zeigt sich heute klar eine andere Schlag Mensch oder zumindest andere Verhaltensweise. Rücksicht wird selten genommen, Lautstärke ist King und gegrüßt wird sich eher selten. Alles Dinge, die wir so in den letzten Tagen (und auf früheren Wegen so kein bisschen erlebt haben).

Wir versuchen den ganz lauten Gruppen zu entkommen, müssen unerträglich oft „No Photo please!“ rufen, wenn man wieder ohne Frage und Vorwarnung Smartphones gezockt werden, um die Räubertöchter zu fotografieren. Es nervt immens, wir werfen uns ins Bild und es führt manchmal auch fast schon zu Diskussionen. Also manche Lebensrealitäten kann ich echt nicht nachvollziehen.

Die Stimmung sorgt dafür, dass wir versuchen die Strecke schneller als normal zu schaffen – wir wollen entkommen. An einer stark frequentierten Bar treffen wir Shannan und Allan wieder, unsere Freunde aus Kalifornien und verabreden uns für einen Halt bei Tia Dolores, der berühmten Biergarten-Bar, bei der Abertausende Bierflaschen mit persönlichen Widmungen an Bäumen, Häusern, Zäunen und mehr hängen. Wir laufen voran und müssen mit großer Bestürzung feststellen, dass diese Bar COVID wohl nicht überlebt hat. Sehr schade, die Räubertochter verdrückt sich ein Tränchen – sie hatte sich so sehr aufs Bemalen der Flasche gefreut. Also kehren wir einfach bei der nächsten Möglichkeit ein, es gibt Eis und Tinto de Verano und bald treffen auch die amerikanischen Freunde ein.

Nach der wohl verdienten Pause bringen wir die letzten Kilometer hinter uns, es gibt noch eine unverhoffte Haribo und Sidra-Pause und bald treffen wir in O Pedrouzo ein. Am Ortseingang steht der Stadtname wie in vielen Städten in große Buchstaben – perfekt für schnelle Social Media Posts und tolle Erinnerungen. Wer treffen auf Koreanische Pilger, die wir jeden Tag sehen, machen gemeinsam Fotos und fallen dann auch schnell ziemlich geschafft in unsere Albergue ein.

Der Nachmittag zieht sich ganz unverhofft – so früh waren wir noch nie in einer Stadt. Es gibt Eis, Churros und kalte Drinks, wir kaufen Vorräte für morgen ein und verabreden uns zum Abendessen mit Shannan und Allan. Das Essen ist großartig, wir gönnen uns mal was anderes als Pizza oder Pilgermenü, die Mädels toben mit den Amerikanern herum, bis die kurz davor sind, im Stehen einzuschlafen. Schlaf ist auf dieser Reise wirklich gar kein Problem. Wir alle schlafen fast direkt ein, sobald wir das Bett berühren. Sofern wir keine Blogbeiträge zu schreiben haben…

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