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Tag 5: Wer lange geht, kommt endlich an.

Von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo – ich habe keine schönen Lauferinnerungen an diese Strecke von 2010: Schmerzen, Einsamkeit, Hitze. Wohl bemerkt habe ich so gar keine richtigen Erinnerungen daran, obwohl ich mich noch heute, fast 13 Jahre später, an manche Streckenabschnitte des Camino Francés sehr gut erinnern und manche Wege noch immer im Kopf nachgehen kann. Von daher steckt dieser Lauftag voller Überraschungen.

Wir starten gegen 8 Uhr, nachdem wir in der ausgezeichneten Albergue Guiana unseren Croozer noch einmal durchchecken und auf Vordermann bringen konnten. Der Fahrradkeller ist bestens ausgestattet, von Waschanlage über Pumpen und allerlei Werkzeug ist hier alles vorhanden. Das Zimmer war herrlich, diese Unterkunft ist eine absolute Empfehlung!

Wir ziehen durch Ponferradas Randbezirke und die Räubertöchter bekommen schnell schon hier einige Kilometer zusammen, bis wir nach rund 6km auf Kaffee und Frühstück in Columbrianos einkehren. Die Räubertöchter werden wieder an jeder Ecke angestrahlt, bekommen in der Bar Süßes und Drinks geschenkt, die Stempel verteilende Dame an einer kleinen Kapelle ist so verzückt, dass sie die beiden kaum gehen lassen will und ihnen auf Wunsch auch die Handrücken stempelt. Uns entgegenkommende Autofahrer verlangsamen ihre Fahrt oft, um in den Wagen schauen zu können, auch den grummeligsten Dorfältesten zaubert das laute „Hola, Buen camino!“ ein Grinsen ins Gesicht.

Darf ich den Wagen fotografieren? Jetzt hat mein Kumpel keine Ausrede mehr!

Oftmalige Aussage der letzten Tage

Wir werden ständig um Fotos gebeten, manchmal nur der Wagen, oft die ganze Familie. Wer weiß, in wie vielen Ländern und Sprachen nach dem Camino über uns erzählt wird. Zwar gibt es hier und da Familien die aktuell auf dem Weg sind, doch laut verschiedener Fahrradpilger sind die weit hinter uns unterwegs.

Wir kaufen zuckersüße Kirschen einer fliegenden Händlerin mitten im Wald und zur Mittagspause kehren wir in ein sehr schönes Restaurant mit zauberhaftem Innengarten ein und auf einmal steht Bernhard aus Österreich wieder vor uns. Wir freuen uns gleichermaßen wie wir überrascht sind, dachten wir ihn doch schon längst vor uns. Wir lunchen zusammen, die Räubertöchter lassen seine Hände gar nicht los, als wir die nächste Stadt durchqueren, bis wir uns doch wieder trennen.

Wenig später treffen wir uns aber schon wieder und er hilft Gert während eines nicht unerheblichen Anstiegs mit dem Wagen, in dem zu dem Zeitpunkt beide Mädels endlich in den Mittagsschlaf gefallen sind. Wir treffen gemeinsam in Villafranca del Bierzo ein, verabreden uns fürs Abendessen und beziehen erstmal unser Zimmer. Danach gehts zur Spielplatzerkundung – das haben wir den Mädels schließlich versprochen.

Später werden wir noch Lynne aus Kanada kennenlernen, die uns mitsamt Bernhard das Dinner verschönert und die Mädels endlich echte Camino-Gemeinschaft fühlen lässt. Wir hatten es ihnen so vorgeschwärmt und tatsächlich haben sie auch schon danach gefragt. Doch nun endlich haben wir mit anderen gespeist, gespielt und gelacht! Als Familie sind wir zwar schon ein Highlight mit Wiedererkennungsfaktor, doch ist es was anderes, als wenn sich Solopilger zusammenfinden.

Lynne werden wir nicht mehr wieder sehen (was die große Räubertochter ganz schön mitnimmt), Bernhard werden wir morgen in Las Herrerias noch einmal sehen und verabreden uns auch locker mit ihm. Er wird den Camino Dragonte gehen, die schwierigste von 3 Wegalternativen.

Mal sehen, wann er ankommt. Und wann wir. 😉

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